Hartmut Krebs, Glücksinn – Geschichten über Glück und Sinn und etwas mehr …,

Geschichten vom Glücksinn                                             

Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen zunächst eine kleine Geschichte erzähle.
Meine Enkel spielten völlig in sich versunken und ohne ihre unmittelbare Umwelt überhaupt wahrzunehmen in einem reifenden Gerstenfeld. Sie liefen in den Kornacker hinein, die Halme schlossen sich über den Köpfen der Kleinen, bedeckten sie mit dem nickenden Goldgelb ihrer Ähren, machten sie unsichtbar. Das Feld in seiner Weite musste für sie ein Stück Unendlichkeit, ein Stück des geheimnisvollen Universums, Unentdeckten bedeuten. Die Sonne lachte dazu von einem blauen, wolkenlosen Firmament. Es raschelte um uns Erwachsene herum in der den Kindern typischen Rastlosigkeit.
Sie lachten dazu nicht ihr ansonsten immer präsentes Kinderlachen, sondern bewegten sich in einem ständigen, stillen Raus und Rein in dem Wald aus Halmen.
Irgendwann wurde ich aufmerksam und wie in früheren Zeiten, in den Jahren meiner Kindheit oftmals eingebläut bekommen, ermahnte ich sie mit dem bekannten Satz: „Ihr zertrampelt dem Bauern ja das ganze Getreide, kommt raus und spielt etwas anderes!“
Sie kamen. Beide schauten mich an, als sähen sie mich erst jetzt, so als hätte sie jemand aus einer anderen Welt zurückgerufen, mit großen Augen, diese von innen heraus wissend strahlend, stumm und glücklich. Sie hatten in ihrer kindlichen Welt etwas von dem Geheimnis erahnt, dass diese Welt ausmacht, etwas, was zu spüren mir verloren gegangen ist, was ich nicht mehr in der Lage war zu empfinden.
Und ich fühlte mich schlecht. Ich hatte ihnen einen glücklichen Augenblick ihres Seins, ein Stückchen Glücksinn zerstört.
Von dieser Art sind die Begebenheiten über die Hartmut Krebs, der Autor des Büchleins „Glückssinn“, erschienen im Verlag Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-7146-7, schreibt. Er hat sich auf der Suche nach dem Glück und dem Sinn begeben und ist letztendlich fündig geworden. Er lässt den Leser in seinen kleinen Geschichten teilhaben an dem Gefundenen, sie eintauchen in ein Stück seiner Erkenntnis, ja auch in ein Stück Mystik und Romantik, wie sie der Diamantweg-Buddhismus, eine der vier großen buddhistischen Schulen Tibets, dem unbedarften Leser erscheinen müssen. Seine Erzählungen sind im Sinne dieses Erkennens angelegt, aber nicht vordergründig einzig und allein auf den gefundenen Weg ausgelegt. Sie lassen Fragen zu, geben Antworten für den, der sie erkennen kann und will.
Da ist die alte Frau, eine Kräuterfrau, der der Mann wegen seiner Suche nach dem Sinn abhanden gekommen ist, den sie vermisst und über den sie bei einem nächtlichen, mystisch überhöhten Besuch eines Waldsees nachdenkt und die letztendlich zu der Erkenntnis gelangt, dass auch sie sich auf die Suche begeben muss. Nur auf die Suche nach ihm?
Krebs erzählt dem Leser einen Traum, einen sehr bunten Schmetterlingstraum, der sich im eigentlichen Sinne dann doch nicht als Illusion, sondern als Teil des Wesens des Erzählers entpuppt, seinem glücklichen Teil, der eigentlich keine trübsinnigen Träume zulässt.
In einer anderen Geschichte – er nennt sie „Die kleine Welle“ – schreibt der Autor die Geschichte vom Regenwerden auf, in dieser Form sicher noch von niemandem geschrieben. Eine Geschichte voller romantischer und melodischer Passagen und wie bei vielen anderen Erzählungen verbunden mit der Frage nach Gott. Nach Gott im christlichen Sinne? Oder müsste anstelle Gottes der Begriff Raum treten? Sicher etwas skurrile Gedanken für Atheisten und Christen.
Doch kommen wir zurück auf die „Glücksinn-Geschichten“. Sie lassen den Leser zumindest ahnen, was der Autor vermitteln möchte. Und irgendwie machen sie den Leser glücklich und das ist vielleicht ihr tieferer Sinn, ein Stück Glücksinn in den trüben Alltag zu bringen. Und immer wieder Gott. Die Frage nach Gott? Ist Gott gar …? Aber lesen Sie selbst die kleinen großen Episoden vom Glücksinn!
© Hanns-Eckard Sternberg 7.2010


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