Drei Rezensionen über Bücher von:

Cornelia Bera, Georg-R- Blume und Ino Weber


 

Cornelia Bera

Auch ein Haar wirft einen Schatten
und andere Geschichten

trafo Verlagsgruppe Dr. Wolfgang Weist
trafo Literaturverlag Berlin
2008, ISBN 978-3-89626-377-3

Cornelia Bera überrascht ihre Leser immer wieder mit ihren meisterhaften kleinen Kurzgeschichten, die sie in ihrem idyllischen Reservat am Gorinsee niederschreibt, die immer auch ein Stück Lokalkolorit in sich tragen, eine Portion Kleinigkeit aus ihrem Leben, ihrer Umwelt, die sich beim genauen Betrachten doch auch als die unsere entpuppt.

Schon die erste Episode, nach der das ganze Buch benannt ist, offenbart einen Einblick in diese Problematik. Einmal ist es eine echte Kurzgeschichte, die sie schreibt, ein anderes Mal greift die Autorin gern auf geschriebene (?), gelesene  oder fiktive Briefe zurück, um das zum Ausdruck zu bringen, worüber sie den Leser zum Nachdenken anregen möchte.

Trauriges, Humorvolles und Besinnliches wechseln in den Geschichten einander ab. Die „short story“ strebt oftmals an, einen meist unscheinbaren, jedoch bedeutsamen Lebensabschnitt, ein manchmal erschütterndes Ereignis zu großer Literatur zu machen. Cornelia Bera beherrscht das Metier der Kurzgeschichte.

© Hanns-Eckard Sternberg 12.2009

 


 

„Durch die Blume …“ – Geschichten von Georg-R. Blume

Durch Zufall bekam ich neulich eines jener „kleinen“ Bücher in die Finger, die kaum eine Chance haben, jemals einem größeren Leserkreis bekannt zu werden, weil sie nicht in einem „großen“ Verlag erschienen, und ihnen damit die Multiplikationsmöglichkeiten versagt geblieben sind. So werden sie nur Werke für Kenner, die sich nicht mit der modernen Bestsellerkultur abfinden wollen, sondern permanent auf der Suche nach literarischen Kleinodien sind, das Besondere suchen und nicht das, was ihnen der Markt als lesenswert suggeriert. Eines dieser Bücher ist das nachfolgend beschriebene.

„Vor einer kleinen Ewigkeit kam ich als Städter – wenn auch Kleinstädter – in so ein komisches Dorf in Mecklenburg. Inzwischen ist es für mich lange schon viel weniger komisch, weil es inzwischen mein (komisches!) Dorf geworden ist. Und dies obgleich ich kein‘ echten Plattsnacker bünn, oewer de Lüd hemm woll markt, dat ick ‘n fründlichen Minschen bün;  un dat wier ja ok man wat in disse vermalledeiten Tieden.“
Dieses Zitat aus dem Buch „Durch die Blume …“ von Georg – R. Blume, 2004 im Eigenverlag in 19230 Picher in Mecklenburg erschienen und dort auch im Gartenweg 1 erhältlich, ist symptomatisch für den Inhalt des Werkes. Es sind die kleinen und großen Erlebnisse eines nun schon einige Jahre währenden Lebens, Ereignisse, die man so oder so ähnlich selbst erlebt, gehört hat oder erlebt haben könnte. So wie eben ein Schreibender, ein Schriewersmann, wie sich Blume zu bezeichnen pflegt, mit solchen Dingen umgeht, sie entfremdet, verallgemeinert, sie zu vom Entstehungsort losgelösten Begebenheiten werden lässt und doch durchzieht sie alle ein Hauch Heimatkolorit, nämlich das „seines“ Dorfes. Nicht, dass sie dabei ein Stück Dorfchronik wären. Das nicht, obwohl mancher Zeitgenosse wird sich in der einen oder anderen Passage schon wiederentdecken.

Es sind lustige, beschauliche, traurige und sehr liebenswerte Geschichten, die überall angesiedelt sein könnten. Blume ist ein Mäckelbörger, ein Mecklenburger, ein pensionierter Lehrer, der auf seine alten Tage begonnen hat, Aufschreibenswertes niederzuschreiben und es nicht nur seinen Landsleuten mitzuteilen. Die Geschichten durchzieht ein feinsinniger Humor in Verbindung mit der Lebensweisheit des Alters. Es sind Histörchen aus dem Alltag, auch dem des Lehrers, aus DDR-Tagen, Geschichten über Tiere und über Kinder und Heranwachsende, über Leben und Tod, spannend mit feinen Worten geschrieben. Blume erweist sich als ein Meister der Kleingeschichten, als Chronist des Lebens von nebenan und vor allen Dingen, seines Lebens. Der Autor hat seine Geschichten liebenswürdig bebildert und demonstriert mit ihnen das  Zeichentalent des studierten Kunsterziehers.
Manchmal meint man den Pädagogen durchzuhören, nicht den mit dem erhobenen Zeigefinger, mehr den gütigen, geläuterten, der erhaben über den Dingen dieses Lebens zu stehen scheint. 

Doch immer wieder kommt er zurück auf oder in die Griese Gegend, seine ihm gewordene Heimat, die auch in unseren Tagen immer noch die Gegend der „tönenden Stille“ ist, wie sie ein anderer Schriftsteller dieser Region, Johannes Gillhoff, so trefflich beschrieben hat.
Und er trifft die unumstößliche Aussage:
„Der altgewordene Baum hat sich hier im flachen Land, zu dem de Lüd Griese Gegend sagen, fest und tief verwurzelt und ließe sich auch wohl nicht mehr umpflanzen, ohne Schaden an Körper und Seele zu nehmen. – Nee, ick blief nu‘ hier in mien Dörp …“

© Hanns-Eckard Sternberg 01.10


 

Ino Weber

Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Radtouren, Wanderwege, Reiseziele 
Radweg Berlin-Usedom
Bequeme Etappen und schönste Alternativrouten in Barnim und Uckermark   
Books on Demand GmbH, Norderstedt 
2009, ISBN 978-3-8370-6411-7 
Books on Demand GmbH, Norderstedt 
2009, ISBN 978-3-8370-8571-6

 

„Man wird noch viel hören bzw. lesen von diesem Autor“ steht im Vorwort des kleinen Büchleins „Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“, das der gebürtige Münchner Ino Weber über seine Wahlheimat, den Barnim und die Uckermark, geschrieben hat. Und um seine Worte wahr zu machen, hat er mit dem „Radweg Berlin-Usedom“ 2009 gleich noch ein zweites Buch seiner Reihe „Brandenburg für Entdecker“ hinterhergeschickt. Es gibt viel zu entdecken in der Schorfheide und auf dem Radweg nach Usedom, vieles, das man glaubte zu kennen und manches, das neu ist oder das dem Leser ein „Aha“ entlockt. Es sind die Kleinigkeiten am Wege, auf die der Autor aufmerksam macht, der Abstecher zu einem alten Baum oder zu einem bemerkenswerten Findling oder der ehrwürdigen Kirche am Wege.

Das alles wird mit ausführlicher Wegbeschreibung dargebracht, wobei Weber sich schon einmal abseits ausgeschilderter Pfade bewegt und sein Anliegen, Brandenburg für Entdecker zu erschließen, Wirklichkeit werden lässt. Wenn es etwas an den Büchern zu bemängeln gibt, ist es die Güte der Bilder, besonders die der Farbbilder.  Fotos aus dieser Region hat man bei ähnlichen Reiseführern schon in besserer Druckqualität gesehen. Doch das beschränkt den Informationsgehalt der Bücher in keiner Weise. Nur, in unserem medienverwöhnten Zeitalter schaut das ästhetische Auge natürlich mit.

Übrigens, auch vom selben Autor 2009 erschienen: „Philosophie 2020 – Einfache Grundlagen einer zukunftsfähigen Denkweise“. Weber stellt seine ungeheure Kreativität und sein breites Spektrum unter Beweis.

© Hanns-Eckard Sternberg 12.2009


zurück nach oben